Sonntag, 10. März 2013

Mal was zur Abwechslung

Hab vorhin angefangen, einfach eine Geschichte runterzuschreiben, die mir eingefallen ist. Sie ist noch nicht fertig, noch nicht überarbeitet und die Idee ist nicht unbedingt die originellste, aber ich veröffentliche sie - bzw den ersten Teil - jetzt trotzdem hier ;-) Viel Spaß beim Lesen!



Das schrille Klingeln des Weckers riss mich aus meinem Schlaf. Ich klappte den Deckel meines Sarges auf und schaltete den Wecker ab. Wie jeden Morgen fiel es mir schwer, aus der gemütlichen Wärme des Ultra-Lux-Sargmodelles in die unbarmherzige Kälte des Kellers zu gehen. Als ich endlich aufgestanden war, schaute ich aus Reflex in den Spiegel und stöhnte dann genervt. Ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass ich mich nie wieder sehen würde. Also musste ich blind schminken und konnte nur hoffen, dass die Wimperntusche nicht verschmiert war. Erst als ich schon in Jeans und T-Shirt geschlüpft war, fiel mir ein was die erste Unterrichtsstunde war: Schwimmen. Da ich wenig Lust hatte, mich noch einmal komplett umzuziehen, steckte ich den Bikini einfach in die Tasche und machte mich auf den Weg zum Frühstück.
Im Gegensatz zu meinem Zimmer in dem Keller der Schule, in dem sich nur der Sarg, ein großer Kleiderschrank und ein Spiegel (wozu eigentlich?) befanden, war der Rest der Schule hübsch eingerichtet. Überall waren Kerzenleuchter, kleine Sitzgruppen und Pflanzen, das Parkett glänzte und die Wände waren in einem hübschen Gelb gestrichen. Im Speisesaal war eine große Tafel mit – Blut. Kleine und große Karaffen waren jeweils mit einem Schild versehen, „0 mit Orangenextrakten“ stand da zum Beispiel. Es gab auch Schüler, die das Blut pur trunken, aber das waren die wenigsten. Ich bevorzugte einen Schokodrink, der sich „Graf Schokola“ nannte und nur mit ein bisschen Blut versehen war. Mit dem Getränk in der Hand bahnte ich mir einen Weg durch die Schülermasse, die sich um das Buffet versammelt hatten, und gelangte bald zu dem Tisch an dem meine Freunde saßen.
„Anny!“, begrüßte mich Steffi grinsend. „Wie lange hast du gebraucht? Wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir zu spät!“ Ein Blick auf die Uhr sagte mir, das sie Recht hatte. Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte Greg, ein Junge mit rotblonden, strubbeligen Haaren und Sommersprossen, die immer noch unter seiner blassen Haut hindurch schimmerten, „Ist doch egal, ob wir kommen, Smitty checkt eh nichts. Und so einen Scheiß wie Schwimmen müssen wir uns nicht antun, oder?“ Insgeheim musste ich lachen. Greg war erst vor kurzem zu unserer Clique dazugestoßen, und wenn man ihm Glauben schenkte, war er an seiner alten Schule nie zum Unterricht erschienen, hatte alle Lehrer beleidigt und war trotzdem am Ende des Jahres stets mit einer guten Note belohnt worden. Ähnlich war es hier, mit dem Unterschied das er hier bisher nur schlechte Noten bekommen hatte. An seiner Zuversicht hatte das aber nichts geändert.
„Wir müssen aber zum Unterricht. Wie willst du sonst je schwimmen lernen, wenn du es nicht probierst? Schwimmen ist sehr wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung der Jungvampire“, zitierte Sarah mit leiser Stimme aus dem Buch Vampirismus für Anfänger. Bestimmt hatte sie Recht, aber trotzdem konnte ich nicht anders, als Greg insgeheim zuzustimmen. Vor der Verwandlung war ich ganz gern schwimmen gegangen, im Sommer hatte ich meine Zeit meistens im Freibad verbracht. Seit der Umwandlung hatte sich das geändert, wie alle Vampire hatte ich nun panische Angst vor Wasser. Wieso, hatte noch niemand herausgefunden, aber die Lehrer waren der Meinung, es sei notwendig für uns, schwimmen zu können. Laut der Lehrerschaft ging es um die Überwindung der Angst, sei es vor Schwimmen, vorm Kämpfen oder vorm Blutsaugen. Wie viel lieber wäre ich jetzt zum Kampfunterricht gegangen, und mit Blut hatte ich auch keinerlei Probleme. Nur Schwimmen…vielleicht konnte ich ja tatsächlich schwänzen? Es würde die erste Schwimmstunde des Jahres sein, da würde bestimmt niemand meine Abwesenheit bemerken…
Mir wurde die Entscheidung abgenommen, als Daniel bei uns auftauchte mit den Worten: „Kommt schnell, sie überprüfen die Anwesenheit, wer in 5 Minuten nicht da ist bekommt eine Strafarbeit!“ Sarah erhob sich augenblicklich und ich konnte nicht anders, als zu kichern. Die stille, kluge Sarah mit hellblonden Haaren und großen, blauen Augen passte perfekt zu dem ängstlichen, ruhigen und intelligenten Daniel, der hellbraune Haare hatte und Sarah schon lange anhimmelte – und sie ihn. Kein Wunder, das sie sofort aufgestanden war. Doch auch ich stand nun auf, zog Steffi hoch und winkte Greg, der trotzig sitzen blieb. Dann machten wir uns auf zum Unterricht.

10 Minuten später saßen Sarah, Daniel, Steffi, Greg – der doch noch gekommen war – und ich in der letzten Reihe, der Rest des Kurses saßen etwas weiter vorne auf den kalten Steinfliesen des Hallenbades. Herr Schmidt – „Smitty“, wie er von den Schülern genannt wurde – stand vorne in enger, knallroter Badehose und erklärte uns gerade, wie das Ganze ablaufen sollte.
„Ich weiß, das ihr vor der Verwandlung schon schwimmen konntet. Einige mochten das, andere vermutlich nicht besonders, aber ihr konntet es trotzdem alle. Nun könnt ihr es nicht mehr, da euch der Urinstinkt davon abhält, Wasser nahe zu kommen. Dies kann im Kampf von entscheidender Bedeutung sein“ – er beschrieb ein Szenario, in dem das Monster von Loch Ness und 4 Werwölfe eine entscheidende Rolle spielten  -„ deshalb ist es unsere Aufgabe, euch das Schwimmen beizubringen“, schloss er.
„Ihr geht jetzt in Zweiergruppen zusammen und wagt euch langsam in Wasser. Immer einen Fuß nach dem anderen, wir üben zuerst im Nichtschwimmerbereich. Ich nehme an, unter euren Klamotten habt ihr eure Badesachen an? Wer nicht?“ Ich hob meine Hand und sah mich um, ich war die einzige die es vergessen hatte. Smitty hob die Brauen.
„Dann ziehst du dich schnell um, während die anderen schon üben. Na los, auf mit euch!“

5 Minuten später kam ich aus der Umkleidekabine und sah mich um. Allem Anschein nach hatten die anderen sich schon zusammengeschlossen, Greg und Steffi alberten herum und versuchten, sich gegenseitig ins Wasser zu schubsen, Jeanie und Josephine standen am Beckenrand und trauten sich nicht, auch nur einen Fuß ins Wasser zu setzen, Sarah und Daniel nahmen die Aufgabe sehr ernst und versuchten, alles genau so zu machen wie befohlen. Überall standen Teenager herum, zitterten vor Angst und zuckten zusammen, wenn sie das Wasser berührten. Ein Anblick für die Götter – bis ich daran dachte, das ich gleich ebenfalls so aussehen würde. Mit wem sollte ich zusammen arbeiten? Ich wandte mich an Smitty.
„Sm – ähm, Herr Schmidt? Ich habe niemanden, mit dem ich arbeiten kann.“ Smitty sagte beruhigend: „Du kannst mit mir zusammenarbeiten.“ Wie schön. Mit einem Lehrer schwimmen üben, ganz toll. Als ich gerade ergeben nicken wollte, ertönte ein lauter Ruf durch das Schwimmbad:
„Was soll ich machen?“ In der Tür stand ein Junge, offensichtlich indianischer Herkunft, wie man unschwer an seinen blauschwarzen Haaren und seinen dunklen Augen erkennen konnte. Jetzt rannte er los und blieb genau vor Smitty stehen, der ihn missbilligend musterte.
„Und wer bist du?“
„Ich bin Keanu…“
„…und offensichtlich zu spät.“ Sagte Smitty. „Ich weiß wer du bist, es steht hier in meinen Akten – aber hat das Schuljahr meines Wissens nach nicht schon vor einer Woche angefangen?“ Der Junge lächelte strahlend.
„Ich weiß, aber es gab Komplikationen. Mein Pferd, es nicht wollte reiten, also, meine Bruder,  er hat versuchen es zu zähmen und da, also, meine Vater, er…“ Smitty verdrehte die Augen und winkte ab.
„Schon gut, ich will es nicht hören. Denk aber daran, dich danach bei der Direktorin zu melden, damit du ein Zimmer bekommst. Du kannst auch gleich am Unterricht teilnehmen, Anny hier hat noch keinen Partner. Anny, erklär ihm die Aufgabe, ich sage nur rasch Bescheid das Keanu jetzt da ist.“ Sobald er sich entfernt hatte, sagte Keanu grinsend und völlig akzentfrei: „Wie unhöflich von ihm. Ich glaube, er kann mich nicht leiden.“ Na toll. Ich glaube, ich kann dich auch nicht leiden, dachte ich, riss mich dann aber zusammen: „Ach was, der war nur verärgert weil du zu spät warst.“ Eine Woche zu spät. Ich erklärte ihm die Aufgabe und er lachte so laut, das alle zu ihm herüber sahen. Ich hatte deutlich seine langen, spitzen Eckzähne gesehen – die Verwandlung schien schon länger her zu sein. Aber ich beschloss nichts zu sagen.

Kurze Zeit später versuchte ich vorsichtig, das Wasser mit dem Fuß zu berühren, konnte mich aber nicht überwinden. Keanu stand etwas weiter weg und beobachtete mich grinsend.
„Mach es doch selbst, wenn du es besser kannst“, sagte ich irgendwann gereizt. Keanu lachte, ging an mir vorbei – und blieb stehen. Bevor ich höhnisch auflachen konnte, sagte er: „Zu flach.“ Er hatte wohl meinen fragenden Blick bemerkt, denn er sagte: „Zu flach zum Reinspringen.“ Und er stolzierte an dem ganzen Kurs vorbei zum tiefen Becken. Er bestieg das Sprungbrett, holte Luft – und wurde von einem Schrei unterbrochen. Wir drehten uns alle um: Smitty stand da und schaute entsetzt auf Keanu.
„Komm da sofort runter, willst du ertrinken?“, brüllte er entsetzt. Keanu grinste, stieg aber hinunter. Smitty packte ihn am Oberarm und hielt ihm eine Standpauke. Die anderen hatten sich bereits wieder abgewandt und übten weiter. Ich setzte mich an den Beckenrand neben dem Sprungbrett und wartete auf Keanu. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber alleine zu üben machte mir Angst. Plötzlich spürte ich einen Stoß – und fiel ins Wasser!

Ich sank wie ein Stein, bekam keine Luft. Entgegen der weitläufigen Meinung müssen Vampire atmen, wenn auch nicht so häufig wie Menschen. Ich war unfähig, mich zu bewegen und sank immer tiefer. Wieso war dies nicht das Nichtschwimmerbecken, wieso musste ich mich neben das Sprungbrett setzen, dachte ich wütend und wunderte mich im gleichen Augenblick dass ich in dieser Situation darüber nachdenken konnte. Ich hatte mich schon damit abgefunden, zu ertrinken – es war gar nicht so schlimm, nur ein etwas unangenehmes Gefühl in den Lungen, zum Glück waren Vampir nicht so schmerzempfindlich wie Menschen! Wer hatte mich nur gestoßen? Schade, dass ich das vor meinem Tod nun nicht mehr herausfinden würde, dachte ich. In diesem Augenblick packte mich jemand an der Hand und zog mich hoch. Nach einer Ewigkeit, so schien es mir, war ich an der Wasseroberfläche und holte erleichtert Luft. Entsetzte Gesichter überall. Jemand zog mich aus dem Wasser, ich atmete noch einmal tief durch – und fiel in Ohnmacht.

Ich erwachte im Krankenzimmer, wo sich Steffi, Sarah und Daniel mit besorgten Mienen über mich beugten, in einer Ecke stand Greg und aß einen so genannten Blagel. Er wirkte nicht sonderlich bekümmert, als er sah das ich aufgewacht war sagte er lediglich: „Ich hatte doch Recht mit dem schwänzen, oder?“ In diesem Moment kam die Krankenschwester ins Zimmer, warf ihm einen bösen Blick zu und schickte alle raus.
„Bitte, kann Steffi hier bleiben?“, bat ich matt. Die Schwester nickte knapp und Steffi setzte sich zu mir ans Bett und die Schwester verließ den Raum, um sicher zu gehen das die anderen in den Unterricht gingen, und nicht schwänzten.
„Wer hat mich rausgezogen?“, fragte ich. „Smitty?“ Steffi lachte verächtlich.
„Von wegen, der hat dir nur entsetzt hinterher gesehen. Und der will ein Lehrer sein! Nein, Keanu hat dich gerettet. Sobald er gesehen hat, das du hineingefallen bist, ist er wieder auf das Sprungbrett geklettert – wieso müssen Jungs aus allem einen großen Auftritt machen, frag ich dich? -, ist ohne zu zögern hineingesprungen und hat dich rausgezogen. Dann ist er zu Smitty, sagte ‚Vielleicht machen Sie jetzt besser Ihren Job und bringen sie in den Krankenflügel, sonst stirbt sie uns vielleicht wirklich noch‘, und ist verschwunden.“ Bevor ich das alles richtig verdauen konnte, war mir ein Wort an ihrer Erzählung aufgefallen.
„Hineingefallen?“, krächzte ich. „Wieso denn hineingefallen? Ich wurde geschubst!“ Steffi sah mich erstaunt an.
„Bist du sicher? Wer sollte so etwas tun?“
„Keine Ahnung, aber ich weiß das es jemand getan hat“, sagte ich genervt. An Steffis skeptischem Blick sah ich, dass sie nicht überzeugt war, beschloss aber die Diskussion auf später zu verschieben.
 

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